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02.06.2019 - 23:47 Uhr
Franz Fischer Nr. 6656
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Franz Fischer
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Warum findet die Straßenbauverwaltung kein Personal?
(Stuttgart) - Weiterhin fehlen in der baden-württembergischen Straßenbauverwaltung ausreichend Straßenplaner. Geht der Engpass alleine auf zu wenige Planer zurück oder gibt es weitere Gründe? Dieser Frage ist Franz Fischer, der auch Mitglied in der "Initiative B30" ist, nachgegangen. Ein erster Überblick.
Engagiert und vertrauenserweckend ist der erste Eindruck: Die Straßenbauverwaltung versucht offenbar genügen Personal zu gewinnen. Doch scheint auch einiges schief zu laufen, wie etwa aus dem Bewertungsportal kununu hervorgeht. Dort finden sich rund 3,5 Mio. authentische Erfahrungsberichte über Gehalt, Betriebsklima und Bewerbungsprozesse.
Bewerber enttäuscht
Nicht sonderlich gut kommt etwa das Regierungspräsidium bei Bewerbern weg - mit immerhin 2,3 von 5 Sterne. "Fünf Teilnehmer saßen mir gegenüber. Die Gesichter motivationslos, nichtssagend, betrübt, trostlos... An den Fragen der Teilnehmer habe ich gemerkt, dass sie sich nicht wirklich meine Bewerbung durchgelesen hatten", bemängelt ein Bewerber. Das Vorstellungsgespräch sei dann auch nach fünf Minuten zu Ende gewesen: Es gebe absolut keinen Verhandlungsspielraum. Die Stelle sei auf maximal zwei Monate befristet. Es bestehe kein Interesse an weiteren Mitarbeitern. Sein Fazit: "Nie wieder Regierungspräsidium Freiburg".
"Immer wieder müssen Stellen mangels geeigneter Bewerbungen wiederholt ausgeschrieben werden", heißt es dagegen in einer Stellungnahme des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg, wie der Landtagsdrucksache 16/6033 zu entnehmen ist.
Schlechtes Arbeitsklima für Angestellte
In der öffentlichen Verwaltung gibt es zum einen Beamte und Angestellte. Ein wesentlicher Unterschied besteht darin, dass Beamte zusätzlich ein Referendariat durchlaufen haben und verbeamtet sind. Selbst wenn Beamte und Angestellte die selbe Grundqualifikation haben und die selbe Arbeit verrichten, kommt es immer wieder zu einer unterschiedlichen Behandlung.
Von "nur Beamte können aufsteigen" über "Beamte werden bevorzugt" bis "zu viel Korruption und Vetternwirtschaft" reichen die Bewertungen. So bringt es auch ein Mitarbeiter in einer Bewertung vom 3. April 2019 zum Ausdruck:
"Dominanz und Repressalien - sehr schwierige Arbeitssituation. Führung - unqualifizierte, nicht einer Führungskraft entsprechende Kommentare. Herabwürdigende und Teils beleidigende Kommentare, schwätzen und lästern des Chefs hinter dem Rücken sind hier in meiner Abteilung normal. Keinerlei Wertschätzung. Massive Defizite in Personalführung sowie der fairen und gleichberechtigten Behandlung des Personals. Die ignorante Haltung zieht sich vom Fachbereich hier in der Dienststelle bis in die Referatsspitze. Beschwerden werden ignoriert. Fairness und Vertrauen nicht existent. Bei uns zumindest wird es so hingestellt dass Leute ohne Verwaltungsausbildung - also Quereinsteiger - eh keine Ahnung haben. Der generalistische Beamte kann alles."
Auch die Arbeitsbedingungen werden oft kritisiert: Die Computersoftware ist veraltet und die Digitalisierung wurde verschlafen.
Ernüchternd fallen die Verbesserungsvorschläge aus: "Durchlesen und für Verbesserung sorgen, davon gehe ich aber weder jetzt noch in den nächsten Jahren aus."
Die Liste der Mängel ist lang:
- Absolut hierarchisches Denken
- Aufgrund der gelebten Dominanz eher schlecht
- Bevorzugung und Abneigung
- Der "Beamte" fühlt sich unantastbar
- Der Personalrat hilft nicht weiter
- Egal wo man sich beschwert, es wird nichts unternommen
- Entwicklungsmöglichkeit schlecht
- Es werden fadenscheinige Gründe genannt um dem AN zu benachteiligen
- Es wird einem nicht der Rücken gestärkt oder das Gespräch gesucht
- Falsche/unwahre Bewertungen
- Falsches Verhalten von Vorgesetzten
- Hierarchische Dominanz wird täglich ausgelebt
- Hohe Auslastung
- Interne Machtspiele
- Kritikfähigkeit ist ein Fremdwort
- Lange Entscheidungswege
- Man hat das Gefühl, dass man als AN egal ist
- Manche werden ohne jeglichen "Background" auf Referatsleiter Positionen gesetzt
- Mangelnde Führungskompetenz
- Psychischer Druck
- Sachliche Kommunikation fehlt
- Seilschaften
- Teils Ausfälle aufgrund psychischer Belastungen (Mobbing/Bossing)
Das mag offenbar nicht in jeder Abteilung so sein. Die schlechteste Bewertung hat das Regierungspräsidium Stuttgart, die Beste das Regierungspräsidium Tübingen.
Schlechte Bezahlung
Egal ob Beamte oder Angestellte. Viele sind mit der Bezahlung unzufrieden.
Gibt es auch etwas Positives?
Das Regierungspräsidium Tübingen bietet:
- flexible Arbeitszeit (100% der Bewerter)
- Homeoffice (71% der Bewerter)
- Kantine (71% der Bewerter)
- Internetnutzung (71% der Bewerter)
- Betriebsarzt (71% der Bewerter)
- Betriebliche Altersvorsorge (71% der Bewerter)
- Gute Verkehrsanbindung (42% der Bewerter)
- Mitarbeiterrabatte (42% der Bewerter)
- Barrierefreiheit (42% der Bewerter)
- Kinderbetreuung (29% der Bewerter)
- Gesundheitsmaßnahmen (29% der Bewerter)
- Coaching (29% der Bewerter)
- Parkplatz (29% der Bewerter)
- Mitarbeiterhandy (14% der Bewerter)
- Mitarbeiterbeteiligung (14% der Bewerter)
- Mitarbeiterevents (14% der Bewerter)
- Essenszulage (0% der Bewerter)
- Firmenwagen (0% der Bewerter)
Wo sind die Stellenausschreibungen?
"Für die noch offenen Stellen 2019 sowie für die aufgrund von Fluktuation neu zu besetzenden Stellen laufen bei allen Regierungspräsidien Stellenbesetzungsverfahren", heißt es in der Landtagsdrucksache 16/6033. Darin heißt es auch, dass mit Stand 15. März 2019, 6,5 offene Stellen im Regierungspräsidium Tübingen bestehen.
In nunmehr mehreren Wochen konnten vom Regierungspräsidium Tübingen weder auf der Stellenangebots-Seite des Regierungspräsidiums selbst, noch einem gängigen Jobportal auch nur eine Stellenausschreibung für einen Projektingenieur Straßenentwurf, Bauingenieur, Landschaftsplaner usw. für die Abteilung 4 Straßenwesen und Verkehr bzw. Referat 44 Straßenplanung gefunden werden.
Angenommen, dass Stellenausschreibungen existieren: Wie soll sich jemand bewerben, wenn er die Stellenausschreibung nicht findet?