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Verkehrszahlen Grundlagen
Verkehrszählungen oder auch Verkehrserhebungen genannt, dienen zur Ermittlung der Anzahl der Fahrzeuge, die einen Straßenabschnitt, eine Straßenkreuzung oder einen anderen Straßenknotenpunkt, in einem bestimmten Zeitpunkt passieren. Sie werden in Deutschland regelmäßig an den Bundesfernstraßen und meist auch den Landes- und Kreisstraßen durchgeführt.
Die erhobenen Zahlen werden für die planvolle Verbesserung von Verkehrswegen genutzt. Dazu gehört der Betrieb, die Unterhaltung und der Neu- und Ausbau. Verkehrszahlen spielen damit u.a. auch bei Lärm- und Umweltschutzmaßnahmen eine Rolle, wie in der Verbesserung der Verkehrssicherheit sowie bei der Planung von Baustellen und dem Winterdienst.
In der Planung beim Neu- und Ausbau geben Verkehrszahlen einen ersten Anhaltspunkt ob ein solcher notwendig, sinnvoll und wirtschaftlich ist. Aus den Verkehrszahlen ergibt sich auch, wie eine Straßenverkehrsanlage sinnvoll zu gestalten ist. Das heißt, sicher, nutzbar, zuverlässig, wirtschaftlich und möglichst umweltverträglich.
Erhebung von Verkehrszahlen
Die Erhebung von Verkehrszahlen auf den deutschen Bundesfernstraßen erfolgt regelmäßig, u.a. mit sogenannten manuellen bundesweiten Straßenverkehrszählungen. Die erste manuelle bundesweite Straßenverkehrszählung erfolgte in den Jahren 1952/53. Sie diente der Vorbereitung des ersten Straßenbauprogramms der Bundesrepublik. Auf dieser Grundlage ergab sich das Grundnetz der Bundesstraßen. Weitere Zählungen folgten im 2-/3-jährigen Turnus: 1956, 1958, 1960, 1963, 1965, 1968, 1970, 1973, 1975 und 1978. Seit dem Jahr 1980 werden bundesweite Straßenverkehrszählungen in der Regel alle fünf Jahre im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr durchgeführt. Eine Ausnahme bildet 1993 wegen der Wiedervereinigung Deutschlands und 2020/21 wegen der Corona-Pandemie. Die Auswertung manueller Zählungen ist aufwendig und beträgt in der Regel mindestens ein Jahr, oft sogar mehrere Jahre. Die nach einheitlicher Methodik erhobenen Zahlen sind jedoch bundesweit vergleichbar.
Verkehrszahlen werden in Deutschland auch mittels automatischer Dauerzählstellen erhoben. 1967 wurden auf Bundesautobahnen die ersten Verkehrsdauerzählstellen eingerichtet. Seit dem wächst das Zählstellennetz ständig. Es umfasst heute zahlreiche Abschnitte auf Bundesautobahnen und Bundesstraßen. Dort wird der Verkehr rund um die Uhr an 7 Tage die Woche ununterbrochen mit Hilfe computerunterstützter Anlagen gezählt. Die Auswertung der erhobenen Zahlen ist Dank Automatisierung weniger Zeitaufwendig als bei den manuellen Zählungen. Die Ergebnisse stehen in der Regel innerhalb weniger Monate zur Verfügung.
Um das Zählverfahren erheblich zu beschleunigen und möglichst unmittelbar nach den Zählungen bereits belastbare Verkehrszahlen zu erhalten, führte das Land Baden-Württemberg im Jahr 2010 das sogenannte Verkehrsmonitoring ein. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Straßenverkehrszählungen kommen dabei auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen neuartige Seitenradargeräte zum Einsatz, welche in Leitpfosten integriert sind. Die erhobenen Verkehrsmengen werden mittels modernster Technik weitestgehend automatisch erfasst, übermittelt, verarbeitet und ausgewertet. Durch diese Effektivität kann das Verkehrsaufkommen flächendeckend auf allen Zählabschnitten von einbahnigen zweistreifigen Straßen automatisch erfasst werden, während in der Vergangenheit nur repräsentative Zählabschnitte ausgewählt und die Zahlen auf die anderen Abschnitte hochgerechnet wurden. Verkehrsmonitoringzählungen finden in Baden-Württemberg in zwei Intervallen von jeweils zwei Wochen Dauer um ein halbes Jahr zeitversetzt pro Zählstelle statt. Während der Zählung wird auf freier Strecke ein herkömmlicher Leitpfosten durch einen Leitpfosten mit Seitenradargerät ersetzt, der sich äußerlich nur durch einen kleinen Aufdruck von herkömmlichen Leitpfosten unterscheidet. Ist das Verkehrsaufkommen jedoch sehr hoch, herrscht ein hoher Schwerverkehr oder Kolonnenverkehr, ist die Strecke kurvig, hat sie eine hohe Steigung, ist sie unübersichtlich, es befinden sich Hindernisse an der Strecke oder es bilden sich dort Staus, ergeben sich in der Praxis Probleme mit den Zählgeräten und den Zählergebnissen. Selbst Maschendrahtzäune verursachen in der Praxis schon Probleme. Hinzu kommt dass auch beim Verkehrsmonitoring nicht jedes Jahr an jedem Ort gezählt werden kann. Vielmehr werden Zahlen hochgerechnet und geschätzt. Die so erhobenen Verkehrszahlen sind aus diesem Grund mit Vorsicht zu genießen. Das Verkehrsmonitoring eignet sich derzeit nur für herkömmliche Bundes-, Landes- und Kreisstraßen mit einer Fahrbahn und jeweils einem Fahrstreifen je Fahrtrichtung.
Krisen
Verkehrszählungen dienen zur Ermittlung der Verkehrsentwicklung. Die Zählergebnisse sind wesentliche Grundlage der Straßenplanung, der Planung verkehrsbeeinflussender Einrichtungen und für den Lärm- und Umweltschutz. Deshalb sind Verkehrszahlen möglichst realitätsnah und robust zu erheben und die voraussichtliche Entwicklung zu prognostizieren. Denn bauliche Anlagen und Maßnahmen werden für einen längeren Zeitraum errichtet und durchgeführt. Gerade in Krisen sinkt das Verkehrsniveau teils stark ab. Bisher stieg es in Folgejahren jedoch rasch wieder an und übertraf schnell das Vorkrisenniveau. Kurzfristige Verkehrsrückgänge sind daher nicht über zu bewerten.
Zu berücksichtigen sind in diesem Zusammenhang in diesem Jahrhundert bisher die Wirtschafts- und Finanzkrise mit Bankenkrise 2008/2009, die Covid-19-Pandemie 2020 bis 2022 mit Kontaktbeschränkungen und Grenzschließungen, die Energiekrise in Folge des Russland-Ukraine-Krieges in Verbindung mit Sanktionen der Europäischen Union und von Deutschland gegen Russland seit 2022 sowie die damit einhergegangene Inflation 2022 bis 2023 und noch andauernde Wirtschaftskrise in Deutschland.
Welche Zahlen sind normal?
Bei zurückliegenden Verkehrszählungen wurden nachfolgende durchschnittliche Verkehrsmengen auf den Bundesfernstraßen erhoben. Zu beachten ist, dass die Zahlen nur für die Bundesfernstraßen, also die Bundesautobahnen und Bundesstraßen, in der Baulast des Bundes gelten. Die Zahlen für Landes- und Kreisstraßen können bei den zuständigen Landesbehörden erfragt werden. Auf Gemeindestraßen erfolgen in der Regel keine regelmäßigen Zählungen. Sofern Verkehrszahlen vorliegen, können diese bei der jeweiligen Stadt-, Gemeinde- oder Ortsverwaltung erfragt werden.
Verkehrsentwicklung auf den Bundesfernstraßen seit 1952/53:
Während der ersten Jahre der Wiedervereinigung Deutschlands wurden die Verkehrsmengen der Bundesfernstraßen auch getrennt nach alten und neuen Bundesländern erhoben:
Mittlere Verkehrsbelastung in Ortsdurchfahrten von Bundesfernstraßen:
Sollte ich selber zählen?
Bundes- bzw. landesweite Straßenverkehrszählungen werden nach einer einheitlichen Methodik erhoben. Diese Zahlen sind dank der einheitlichen Methodik noch am ehesten untereinander vergleichbar. So lässt sich etwa die Aussage treffen, dass es an Ort A mehr Verkehr hat, als an Ort B.
Selbst erhobene Zahlen geben zwar eine Auskunft über die Anzahl der Kraftfahrzeuge zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Sie sind jedoch mit keinen anderen Zahlen vergleichbar. Eine Aussage, dass es etwa an Ort A oder B weniger oder mehr Verkehr hat, ist damit nicht möglich. Eine Momentaufnahme ist nicht mit den gemittelten Werten amtlicher Zählungen vergleichbar, bei denen zudem geprüfte und zugelassene Zählgeräte zum Einsatz kommen können. Selbst erhobene Verkehrszahlen werden deshalb generell kritisch gesehen.
Seite erstellt am: 31. Jan. 2021