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02.03.2021 - 20:17 Uhr
Franz Fischer Nr. 7257
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Franz Fischer
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Wo die Kandidaten im Wahlkreis Wangen Bedarf sehen
(Wahlkreis Wangen) - Die Wahlen zum 17. Landtag von Baden-Württemberg finden am 14. März 2021 statt. Wie positionieren sich Parteien und ihre Kandidatinnen und Kandidaten zum Themenbereich Verkehr? Die „Initiative B30“ hat nachgefragt.
Heute: Welche Herausforderungen im Verkehrssystem bestehen in Ihrem Wahlkreis?
Petra Krebs (Bündnis 90/Die Grünen)
Auch bei uns im ländlichen Raum nimmt der Lkw- und Pkw-Verkehr zu. Wo die Bundesstraßen und Landesstraßen durch die Ortschaften führen, leiden die Anwohner*innen an Lärm, Abgasen und Unfallgefahren. Die Lebensqualität sinkt.
Ziel muss daher sein, ländliche Mobilitätsbedürfnisse, die Lebensqualität der Anwohner*innen sowie den Klimaschutz in Einklang zu bringen. Dafür brauchen wir die Mobilitätswende! Das heißt konkret: Ausbau des ÖPNV, der Infrastruktur für den Fuß- und Radverkehr sowie die starke Förderung alternativer, emissionsarmer Antriebsysteme im Kraftfahrzeugbereich. Hier nimmt Baden-Württemberg bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Das macht sich auch konkret hier im Wahlkreis bemerkbar. Die ÖPNV-Nutzung für Alltagsfahrten und Berufsverkehr wird attraktiv gemacht, z. B. durch die Etablierung der Regiobuslinien. Vor allem aber durch den bw-Tarif im verbundübergreifenden öffentlichen Verkehr, der die Nutzung von Bussen und Bahnen im Schnitt um 20 Prozent günstiger macht. Auch wurden zahlreiche Radverkehrsnetze ausgebaut. Diesen eingeschlagenen Weg gilt es weiter auszubauen.
Raimund Haser (CDU)
Der ÖPNV hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte in unserer Region gemacht: Die Verbundsysteme wurden verbessert, das Bahnangebot mit der Elektrifizierung von Allgäubahn und Südbahn führt zu besseren Fahrplänen und mit der Weiterentwicklung des ÖPNV-Konzepts im Landkreis werden wir einen guten Schritt weiterkommen. Gleichzeitig nehmen die täglichen Verkehrswege der Menschen zu, Lkw transportieren immer mehr Güter, weite Teile des Ländlichen Raums werden immer auf das Auto angewiesen sein. Angesichts dessen gilt es, Verkehr, wo es geht, zu vermeiden und die Menschen vor den negativen Auswirkungen von Verkehr, Lärm und Abgasen soweit es geht zu schützen. Das geht durch neue, intelligente Infrastruktur, neue Technologien im Fahrzeugbau, umweltfreundliche Antriebsformen, digitale Verkehrsangebote und intelligentere Verknüpfungen unterschiedlicher Fortbewegungsmittel. In unserer Region geht es vor allem um Investitionen in die Infrastruktur. Vom Tunnel über die Ausweichtrasse bis zum Radweg - es muss mehr Geld in die Infrastruktur gesteckt werden. Wir profitieren hier von Lärmschutzwänden, Radwegen und gut ausgebauten Trassen. Was mich freut: In der Sanierung sind wir in weiten Teilen des Wahlkreises einen guten Schritt vorangekommen. Die aktuelle Sanierungsgeschwindigkeit müssen wir beibehalten. Nicht sanierte Infrastruktur von heute sind die Schulden von morgen.
Helmut Dietz (AfD)
Im Bereich der Wahlkreise, für welche ich Kandidat der AfD bin, hat sich durch fortlaufende Einsparungen bei Infrastrukturmaßnahmen im Straßenverkehr ein erheblicher Investitions- und Reparaturstau ergeben. Sehr viele Straßen und Brücken müssen dringend saniert werden. Straßenausbau und Neubau werden immer weiter in die Zukunft geschoben. Auch die anderen Verkehrsträger, so weit sie denn hier in Oberschwaben überhaupt in nennenswertem Umfang existieren, sind oft nicht auf dem neuesten Stand.
So erfreulich z. B. die Fertigstellung der Elektrifizierung der Südbahn auch ist, so sollte nicht vergessen werden, dass bereits mit dem zweigleisigen Ausbau der Strecke in den Jahren 1905 bis 1913 die Elektrifizierung im Raum stand. Wir reden also davon seit ungefähr 100 Jahren.
In unserem Flächenwahlkreis haben wir besondere Herausforderungen, welche nicht nur mit den doch oft städtisch geprägten Ansätzen der Planer zu bewältigen sind. Wir benötigen nicht nur den Ausbau besonders der Verkehrsträger Straße mit Pkw, Lkw, dem Busverkehr sowie der Schiene. Wir benötigen ganz besonders die intelligente Vernetzung dieser verschiedenen Verkehrsträger.
Rainer Marquart (SPD)
Die Verkehrssysteme im Wahlkreis 68 sind auf der Straße beherrscht durch die zentralen Nord-Süd Achsen mit der A 96 im Osten und der B 30 im Westen und durch die großen Zugtrassen Ulm-Friedrichshafen sowie Memmingen-Lindau mit Knotenpunkt zur Querverbindung in Aulendorf.
Die Elektrifizierung der Schiene dürfte zu großen Verbesserungen hinsichtlich Transportkapazitäten, aber auch hinsichtlich der Belastung der Umwelt durch Abgase und Lärm führen. Der weitere Ausbau der Ost-West-Achse Leutkirch-Aulendorf und eine engere Taktung würde zu einer attraktiveren Nutzung und zu einer Entlastung der Straßen führen. Mehr Güterverkehr auf die Schiene ist eine weitere Forderung, die zur Zeit zu wenig Beachtung findet. Auch der Ausbau der Landes- bzw. Kreisstraßen z. B. von Bad Waldsee nach Bad Wurzach mit Anschluss an die A 96 und die Querverbindungen z. B. von Altshausen nach Aulendorf-Bad Waldsee müssten dringend dem heutigen Verkehrsaufkommen angepasst werden. Durch die Erschließung neuer Industrieflächen und Wohngebiete steigt auch das Verkehrsaufkommen auf der Straße, was für die Anwohner mit noch höherer Belastung verbunden ist.
Frank Scharr (FDP)
Die Hauptverkehrswege unserer ländlich geprägten Region müssen gut und zukunftsorientiert ausgebaut sein. Das betrifft sowohl den privaten und gewerblichen Individualverkehr als auch den ÖPNV. Die Hauptachsen – dazu zählen die Nord/Süd-Verbindung B 30 Ulm-Bodensee und die Südbahn – bilden das Rückgrat.
Die von mir gewünschte Fortentwicklung der regionalen Wirtschaft wird die Verkehrsbelastung durch den Schwerverkehr erhöhen. Daher ist es unabdingbar, dass die B 30 durchgängig von Ulm bis zum Bodensee vierspurig ausgebaut wird.
Die Herausforderung an die Politik ist die dramatische Beschleunigung der Prüfungs- und Genehmigungsverfahren sowie die Bereitstellung der notwendigen Gelder.
Allerdings sehe ich auch andere verkehrspolitische Herausforderungen, die es zeitgleich zu bewältigen gilt. Der ÖPNV auf Schiene und Straße in unserem ländlich geprägten Wahlkreis ist eine davon. Die Schwierigkeit wird sein, angesichts leerer Kassen erforderliche Projekte zeitgleich zu realisieren.
Enes Muric (Die Linke)
Die großen Herausforderungen im Wahlkreis Wangen sind ähnlich wie in vielen anderen Wahlkreisen in Baden-Württemberg: Die rasant steigenden Mieten in unseren Städten drängen die Menschen aus der Stadt und verursachen so weitere Pendelverkehre zulasten des Klimas – insbesondere für Menschen mit kleinen Einkommen. Wer außerhalb der Städte wie Wangen oder Leutkirch lebt, kommt um das Auto gar nicht herum. Die letzten beiden grün-geführten Landesregierungen haben daran nichts geändert. Ich finde, dass Mobilität für alle möglich sein muss, unabhängig vom Geldbeutel. Deshalb setze ich mich für kostenlose öffentliche Verkehrsmittel mit gutem Takt für alle Menschen ein, so dass man auch auf dem Land ohne Auto auskommt. Kurzfristig fordern wir kostenlose Tickets für Einkommensschwache, wie Schüler oder Rentner, wie es unsere LINKEN Kommunalfraktionen schon in vielen Orten durchgesetzt haben. Dafür sollen die Verkehrsverbünde, die ein Sozialticket anbieten, vom Land einen Zuschuss erhalten.
Der Wahlkreis Wangen
Der Wahlkreis Wangen (Wahlkreis 68) ist ein Landtagswahlkreis im Südosten von Baden-Württemberg. Er umfasst die Gemeinden Achberg, Aichstetten, Aitrach, Amtzell, Argenbühl, Aulendorf, Bad Waldsee, Bad Wurzach, Bergatreute, Isny im Allgäu, Kißlegg, Leutkirch im Allgäu, Vogt, Wangen im Allgäu und Wolfegg aus dem Landkreis Ravensburg sowie aus dem Landkreis Biberach die Gemeinden Berkheim, Dettingen an der Iller, Erolzheim, Kirchberg an der Iller, Kirchdorf an der Iller, Rot an der Rot und Tannheim.