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10.03.2025 - 18:21 Uhr
Franz Fischer Nr. 8913
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Franz Fischer
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Polizeipräsident Uwe Stürmer stellte Verkehrsunfallstatistik 2024 vor

(Ravensburg) - In den Landkreisen Ravensburg, Sigmaringen und dem Bodenseekreis verzeichnete das Polizeipräsidium Ravensburg im Jahr 2024 einen leichten Rückgang der Gesamtunfallzahlen, fast ein Drittel weniger Verkehrstote, weniger Schwerverletzte, ein Zwanzigjahrestief bei den Zahlen der Verkehrstoten und Schwerverletzten, aber eine deutliche Zunahme der Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen.
Polizeipräsident Uwe Stürmer erklärte dazu bei der Vorstellung des Verkehrssicherheitsberichts 2024: „Das Polizeipräsidium Ravensburg ist dem bundesweiten Ziel, der sogenannten ‚Vision Zero‘ - realistischer Weise der massiven Reduzierung von Todesopfern und Schwerverletzten im Straßenverkehr - einen beachtlichen Schritt nähergekommen: Im Jahr 2024 haben wir bei den besonders schweren Verkehrsunfällen einen erneuten Rückgang verzeichnet“.
Rückgang bei Unfällen mit Personen- und Blechschaden
Sowohl bei den Schwerverletzten als auch den Getöteten ist der Wert der niedrigste der vergangenen 20 Jahre. Im Jahr 2023 wurden noch 453 Personen bei Unfällen schwer verletzt, 2024 waren es 430.
„Obwohl sich die Gesamtunfallzahlen auf einem langjährig hohen Niveau befinden, ist es erfreulich, dass die Anzahl der Schwerverletzten zurückging,“ erläuterte Stürmer.
Die Gruppe der Zweiradfahrenden (Fahrrad und Kraftrad) nimmt dabei mit 58 Prozent einen großen Teil der Unfälle mit Schwerverletzten ein. Noch weitaus deutlicher fiel der Rückgang bei den Getöteten aus: „Hier verzeichnen wir sogar einen Rückgang von 41 Prozent, und zwar von 39 auf 23,“ unterstrich der Polizeipräsident. Moderater ist dagegen der Rückgang der Leichtverletzten um rund 2 Prozent. Darüber hinaus haben sich im Vergleich zum Vorjahr in den drei Landkreisen rund 400 Unfälle mit Blechschäden weniger ereignet. Dennoch befinden sich die Gesamtunfallzahlen noch immer über dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Geschwindigkeit ist die Hauptunfallursache
Zu den Ursachen führte der Polizeipräsident aus, dass bei den besonders folgeschweren Unfällen nach wie vor Geschwindigkeit die Hauptunfallursache Nummer eins darstellt, gefolgt von Vorfahrtsverstößen und Verstößen gegen das Rechtsfahrgebot.
Weniger Alkoholunfälle
Das Polizeipräsidium Ravensburg verzeichnete darüber hinaus knapp vier Prozent weniger Unfälle, die unter Alkoholeinwirkung verursacht wurden.
Mehr Drogenunfälle
Dagegen gab es bei den Unfällen von Verkehrsteilnehmenden, die unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln standen, eine Zunahme. „Trotz der Anhebung des Grenzwerts im Zuge der Cannabis-Legalisierung war diese Entwicklung zu erwarten. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen der Verkehrsüberwachung wieder - auch hier haben wir rund ein Drittel mehr Fahrzeuglenkende unter Cannabiseinfluss festgestellt und zur Anzeige gebracht“, erklärte Uwe Stürmer.
Mehr Motoradfahrer schwer verletzt, aber weniger tödlich verunglückt
Bei den Unfällen mit Zweirädern sind die Zahlen bei den Motorradunfällen leicht gesunken (von 332 auf 318). Allerdings gab es rund ein Drittel mehr schwerverletzte Motorradfahrende als im Jahr 2023. Erfreulich ist laut Stürmer, dass sich die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Motorradfahrenden von 6 auf 3 halbiert hat. Auch bei den Motorradunfällen ist die Hauptunfallursache noch immer Geschwindigkeit.
Mehr Unfälle mit Radfahrern, aber mit weniger gravierenden Folgen
Der zu beobachtende Anstieg der Unfälle mit Radfahrenden scheint sich dagegen fortzusetzen: hier verzeichnet das Polizeipräsidium einen leichten Anstieg um 3,6 Prozent. Die Zahl der schwerverletzten Fahrradfahrenden ist jedoch leicht zurückgegangen (von 150 auf 146), die Zahl der getöteten Fahrradfahrenden war sogar stark rückläufig (von 12 auf 5).
Bemerkenswert ist dagegen, dass entgegen der Zunahme des Pedelec-Anteils in den vergangenen Jahren dieser Trend nun zum Erliegen zu kommen scheint. „Wir haben bei den Unfällen einen Anteil von 39 Prozent an Pedelec-Lenkenden und 61 Prozent an Fahrradfahrenden verzeichnet.“
Betrunkene setzen sich lieber auf das Fahrrad
Bei den Fahrradfahrenden ist Alkoholeinfluss die Hauptunfallursache. „Anstatt sich alkoholisiert an das Steuer eines Kraftfahrzeugs zu setzen, wählen diese Verkehrsteilnehmenden offenbar verstärkt das Fahrrad als Fortbewegungsmittel,“ vermutet Stürmer.
Mehr Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen
Erneut haben auch die Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen zugenommen, und zwar um 28 Prozent. Seit der Einführung dieser Verkehrsmittel gab es jährlich hohe Steigerungsraten bei den Verkehrsunfällen in diesem Segment. Insbesondere im Bodenseekreis ist hier ein Schwerpunkt festzustellen. Grund hierfür könnte die in Friedrichshafen vergleichsweise hohe Dichte an Elektrokleinstfahrzeugen sein.
Mehr junge Fahrer bauen Unfälle mit Personenschaden
Junge Fahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren haben im Jahr 2024 rund acht Prozent mehr Unfälle mit Personenschaden verursacht. In dieser Vergleichsgruppe zeigt sich, dass trotz des gegenläufigen Trends Geschwindigkeit als Hauptunfallursache nicht nur an erster Stelle steht, sondern nochmals zulegte.
Auch Senioren bauen mehr Unfälle
Bei den Unfällen, die durch Seniorinnen und Senioren verursacht wurden, ist der Anstieg bei den Unfällen mit Verletzten dagegen mit knapp zwei Prozent weitaus moderater. Uwe Stürmer erläutert: „Bei den Seniorinnen und Senioren sind Vorfahrtsverstöße und Abbiegefehler die Hauptunfallursachen - das spricht für das klassische „Übersehen“ anderer Verkehrsteilnehmer.“
Mehr Handyverstöße am Steuer
Bedenklich findet der Polizeipräsident, dass bei den Verkehrsüberwachungsmaßnahmen des Polizeipräsidiums Ravensburg die registrierten Verstöße mit dem Mobiltelefon am Steuer erneut zugenommen haben. Das zeigt, dass ein erheblicher Teil der Verkehrsteilnehmenden nach wie vor das Handy während der Fahrt nutzt. Stürmer geht davon aus, dass auch ein Teil der Verkehrsunfälle auf diese Art von Ablenkung zurückzuführen ist, wenngleich das im Nachgang oft schwer nachweisbar ist.
Appell an Verkehrsteilnehmer
„Ein Mix aus Kontrolle, Prävention und Förderung der Einsicht in verkehrsgerechtes Verhalten sowie gemeinsame Anstrengung aller Akteure im Bereich der Verkehrssicherheit sind auch künftig unerlässlich, um die Unfallzahlen zu reduzieren. Hierzu können alle Verkehrsteilnehmende beitragen, indem Sie vorausschauend fahren und insbesondere auf schwächere Teilnehmende am Straßenverkehr wie Fußgängerinnen und Fußgänger, Fahrradfahrende sowie Kinder Acht geben,“ appelliert der Polizeipräsident.