20.02.2025 - 13:45 Uhr
Franz Fischer
Nr. 8904
60

6.503 Staus im Jahr 2024

Das Bild zeigt Diagramme: Staus nach Monat, Staus nach Wochentage, Stauursachen

(Region) - Seit 2014 legt die „Initiative B30“ jährlich eine Auswertung der Verkehrsstaus auf der Bundesstraße 30 vor. Das Ergebnis der Auswertung von rund 60.000 Verkehrsmeldungen im Jahr 2024 liegt nun vor. 

Demnach wurden im Jahr 2024 auf der B 30 von Ulm bis Friedrichshafen 6.503 Verkehrsstaus gezählt. Die Staulänge summierte sich auf rund 10.859 km. Auto- und Lkw-Fahrer verbrachten rund 2.519 Stunden im Stau. Ein durchschnittlicher Stau hatte eine Länge von 1,7 km und dauerte 23 Minuten.

Wesentliche Stauursachen waren hohes Verkehrsaufkommen (61,7%) und Baustellen (18,1%). Die Bauernproteste Anfang des Jahres schlugen sich mit einem Anteil von rund fünf Prozent an den Stauursachen in der Statistik nieder.

Die Umweltbelastung durch staubedingte Emissionen betrug rund 316 Tonnen an Umweltschadstoffen.


Stauschwerpunkte
Am häufigsten staute sich der Verkehr 2024 von Lochbrücke bis Friedrichshafen (1.382 Staus, 1.361 Stau-km, 457 Staustunden), im Stadtgebiet Friedrichshafen (1.349 Staus, 994 km, 322 Stunden) sowie bei Gaisbeuren und Enzisreute (759 Staus, 1.844 km, 384 Stunden).

Am stauanfälligsten waren insgesamt die Streckenabschnitte: Meckenbeuren bis Friedrichshafen einschließlich des Stadtgebiets Friedrichshafen (24,8% der Stau-Kilometer), Ulm-Wiblingen bis Achstetten (18,0%) und Bad Waldsee-Süd bis zum Egelsee (12,7%).

Der ADAC bemisst Verkehrsstaus mittlerweile an Stauzeiten. Der Vollständigkeit halber wiesen die folgenden Streckenabschnitte der B 30 die höchsten Stauzeiten auf: Meckenbeuren bis Friedrichshafen einschließlich des Stadtgebiets Friedrichshafen (42,0% der Staustunden), Ulm-Wiblingen bis Achstetten (16,2%) und Bad Waldsee-Süd bis zum Egelsee (14,8%). Dabei zeigt sich, dass sich die Rangfolge gegenüber der Stau-Kilometer nicht verändert.


Stau-Hauptursachen der Stauschwerpunkte
Von Lochbrücke bis Friedrichshafen einschließlich des Stadtgebiets Friedrichshafen waren hohes Verkehrsaufkommen (82%), Baustellen (13%) und Umleitungen (2%) die Stau-Hauptursachen. Bemerkenswert ist dies vor dem Hintergrund, dass fast ganzjährige Baustellen in Meckenbeuren den Verkehr behinderten. Im Sommer war zudem die B 467 gesperrt und der Verkehr wurde über die B 30 durch Meckenbeuren umgeleitet.

Die Stau-Hauptursachen von Ulm-Wiblingen bis Achstetten lagen in Baustellen (87%), hohem Verkehrsaufkommen (8%) und Unfällen (1%). Eine Stauursache war hier der Bau einer neuen Anschlussstelle bei Erbach-Dellmensingen mit der neuen B 311. Daneben wurde die Fahrbahn an mehreren Stellen und eine Unterführung saniert.

Von Bad Waldsee-Süd bis zum Egelsee waren hohes Verkehrsaufkommen (78%), Witterungsereignisse (7%) und Umleitungen (6%) die Hauptursache für Verkehrsstaus. Witterungsereignisse wirkten sich auf diesen Streckenabschnitt besonders im Herbst und Winter aus. Aufgrund von Starkregenereignissen Anfang Juni kam es zu einem Hangrutsch an der L 314 zwischen Löffelmühle und Bergatreute. In der Folge war die Landesstraße wochenlang gesperrt und der Verkehr wurde über die B 30 umgeleitet, wodurch es hier zu häufigeren und längeren Verkehrsstaus in diesem Zeitraum kam. Im Oktober war die L 314 erneut gesperrt, wegen Baumfällarbeiten.


Längste Staus
Zu den zeitlängsten Staus des Jahres, kam es am 05.04. (ca. 11 Stunden) und 12.04. (ca. 9 Stunden) bei Meckenbeuren aufgrund einer Baustelle. 2024 wurden in Meckenbeuren Breitbandleitungen verlegt und die „Adler“-Kreuzung umgebaut. Am 23.10. dauerte ein Stau aufgrund einer Baustelle auf Höhe des Egelsees in Richtung Ulm ca. 9 Stunden und in der Gegenrichtung ca. 8,5 Stunden. An diesem Tag wurden Fahrbahnschäden behoben.

Die längenlängsten Staus gingen auf witterungsbedingte Ereignisse im Januar und November zurück und betrugen bis zu 25,8 km dichtem Verkehr, bei einer allgemein geringen Fahrgeschwindigkeit allerdings nur einer geringen Verzögerungszeit. Betroffen von derartigen Ereignissen ist auf der B 30 vor allem das Hochland, kaum das Schussental.


Werktage besonders betroffen
Die meisten Staus wurden an Werktagen von 7.15 - 8.30 Uhr und 15.00 - 18.10 Uhr beobachtet - an Sonn- und Feiertagen hingegen nur wenige. Stauursachen waren vor allem hohes Verkehrsaufkommen (61,7%) und Baustellen (18,1%). Weitere Ursachen waren die Witterung (5,7%), Demonstrationen (5,0%) und Umleitungen (4,3%).

Die meisten Staus gab es im Januar, die wenigsten im Februar. Dies ist ungewöhnlich: Normalerweise weist der Januar deutlich weniger Verkehrsstaus auf und die wenigsten Verkehrsstaus werden für gewöhnlich in den Sommerferien im August gezählt. Eine Ursache für diese Entwicklung im Jahr 2024 dürften im Januar die Bauernproteste gewesen sein. Allein durch Straßenblockaden und Protestzüge kam es zu 326 Staus. Die Zahlen von Februar (265 Staus) und August (269 Staus) sind dagegen nahezu identisch.


Umweltbelastung
Die staubedingte Umweltbelastung belief sich 2024 auf rund 316 Tonnen: 1,2 kg Feinstaub (PM), 315.221 kg Kohlenstoffdioxid (CO2), 275 kg Kohlenmonoxid (CO), 23 kg Kohlenwasserstoffe (HC), 1,5 kg Schwefeldioxid (SO2) und 436 kg Stickstoffoxide (NOX).

Berücksichtigt wurden in dieser Auswertung, wie in den Vorjahren, aktualisierte Daten u. a. zu Änderungen im Verkehrsaufkommen, der Verkehrsstruktur, der Antriebsarten im Fahrzeugbestand sowie zulässige Höchstgeschwindigkeiten. Die infrastrukturellen, betrieblichen und physikalischen Parameter, wie Ausbaustand, Streckenlänge, Lage, Längsneigung sowie Annahmen zur Fahrphysik und Aerodynamik blieben unverändert.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist der öffentliche Personennahverkehr nicht emissionsfrei und generell umweltfreundlich. Die Omnibusse, die über die B 30 fuhren, verursachten im Jahr 2024 eine Umweltbelastung von rund 11.243 Tonnen an Umweltschadstoffen, was einem Anteil von ca. 6,6% entspricht. Dabei entsprach das Aufkommen der Busse am gesamten Verkehrsaufkommen lediglich 2,3%. Nach den derzeit eingesetzten Fahrzeugen, laut Kraftfahrt-Bundesamt (Bericht FZ13), ist nach den Emissionsfaktoren des Handbuchs für Emissionsfaktoren des Straßenverkehrs (HBEFA) ein Bus erst ab 6 bis 8 Fahrgästen umweltfreundlicher, als wenn jeder Fahrgast einzeln mit dem Pkw fahren würde. Der Einsatz von Kleinbussen in der Schwachverkehrszeit könnte die Bilanz verbessern, jedoch zu Einschränkungen in der Barrierefreiheit und im Betrieb führen.

Insgesamt lässt sich der Schluss ziehen, dass es ohne Einschränkung (Fahrverbote, Fahrzeugverbote) keine effektivere Möglichkeit zur Verringerung von Emissionen gibt, als der Einsatz umweltfreundlicherer Fahrzeuge, Antriebe und Kraftstoffe.


Erläuterungen zur Statistik
Die ermittelten Staustunden geben an, wie lange es auf einem Streckenabschnitt zu Staus kam. Sie sind weder mit dem Fahrzeugaufkommen in dieser Zeit multipliziert noch geben sie die Summe der individuellen Verzögerungszeit der Fahrzeuge an und unterscheiden sich damit von anderen Statistiken. Die von den Verkehrsdatenanbietern angegebenen Verzögerungszeiten bleiben ebenfalls außer Acht. Aktuell scheinen diese Zeiten auf Hochrechnungen und Schätzungen zu basieren und entfalten dadurch einen spekulativen Charakter. Kurz gefasst lassen sich aktuell nur die Zeiten belastbar angeben, in denen ein Stau bestand.

Für die Berechnung der gesamtwirtschaftlichen Staukosten sind außerdem Daten zur Verkehrsstruktur erforderlich. Die „Initiative B30“ ermittelt sowohl Staustunden pro Streckenabschnitt als auch die Verkehrsstruktur, veröffentlicht letztere aber aufgrund des Umfangs nicht. Diese Daten werden aktuell nur zur Berechnung der staubedingten Umweltbelastung verwendet.

Die Grunddaten für die Stauauswertung stammen aus mehreren Quellen und werden über das Jahr hinweg gesammelt, darunter TomTom-Echtzeitverkehrsdaten. Diese enthalten jedoch teils fehlerhafte oder unlogische Einträge, insbesondere in der Kategorie „dichter Verkehr“. Zur Plausibilisierung wurde ein System entwickelt, das den Verkehrsfluss anhand von Grunddaten (Staulänge, Verzögerungszeit, streckenspezifische Parameter) logisch und nach dem „Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen“ überprüft. Ergebnis: Insgesamt sind rund 13% der TomTom-Meldungen nicht plausibel. 73% aller Verkehrsmeldungen sind Mehrfach- oder Folgemeldungen. Schlussendlich fließen nur 14% der Meldungen als Einzelverkehrsstaus in die Stauauswertung ein.

Kleine und ortsübliche Staus fließen nicht in die Stauauswertung ein. Ein Stau wird erst erfasst, wenn ein festgelegter Schwellenwert überschritten wird. Ein Stau vor einer Ampel wird nur dann gezählt, wenn alle stehenden Fahrzeuge es nicht innerhalb einer Grünphase schaffen, die Ampel zu passieren. Berücksichtigt werden dabei nur Fahrzeuge, die die Ampel nicht passieren konnten. Ortsübliche und kleine Staus werden von einigen Verkehrsdatenanbietern in der Regel nicht gemeldet und stehen folglich für die Stauauswertung nicht zur Verfügung.

Zusammengefasst geben die Zahlen der Auswertung das Minimum an.


Das Bild zeigt die Anzahl der jährlichen Verkehrsstaus nach Streckenbereich

Das Bild zeigt die jährlichen Staukilometer nach Streckenbereich

Das Bild zeigt die jährlichen Staustunden nach Streckenbereich

Das Bild zeigte eine Karte mit der B30 von Ulm bis Friedrichshafen und den Staukilometern pro Kilometer.

Das Bild zeigt die Stauwahrscheinlichkeit nach Streckenbereich

 


  0 Kommentare

Kommentar schreiben

Abbildung
(Bad Waldsee) - Die B 30 bei Gaisbeuren ist häufig Schauplatz von Verkehrsunfällen und Staus. Die Schwäbische Zeitung sprach mit dem Verkehrsexperten Prof. Gernot Liedtke über die Ursachen und mögliche Lösungsansätz...
Abbildung
(Region) - Seit 2014 legt die „Initiative B30“ jährlich eine Auswertung der Verkehrsstaus auf der Bundesstraße 30 vor. Das Ergebnis der Auswertung von rund 54.000 Verkehrsmeldungen im Jahr 2023 liegt nun vor.Demnach ...
Abbildung
(Region) - Seit 2014 legt die „Initiative B30“ jährlich eine Auswertung der Verkehrsstaus auf der Bundesstraße 30 vor. Das Ergebnis der Auswertung von rund 35.000 Verkehrsmeldungen im Jahr 2022 liegt nun vor.Demnac...
Abbildung
(Ravensburg) - Mehrere Verkehrsunfälle haben am Donnerstagmorgen zu langen Staus auf der B 30 bei Ravensburg geführt. Insgesamt ereigneten sich zwischen 7 und 8 Uhr fünf Zusammenstöße.Kurz nach 7 Uhr sind auf der B 32...
Abbildung
(Region) - Seit 2014 legt die „Initiative B30“ jährlich eine Auswertung der Verkehrsstaus auf der Bundesstraße 30 vor. Das Ergebnis der Auswertung der rund 41.300 Verkehrsmeldungen im Jahr 2021 liegt seit dieser Woch...
Abbildung
(Ravensburg) - Ein Auffahrunfall im Berufsverkehr hat am Montagmorgen auf der Brücke der B 32 (Ulmer Straße) für Stau gesorgt. Ein Skoda-Fahrer hatte gegen 7 Uhr das Bremsen eines vor ihm fahrenden Opel-Lenkers zu spät...