11.10.2024 - 08:23 Uhr
Franz Fischer
Nr. 8770
86

Deutschland-Ticket erfüllt die Erwartungen der Verkehrswende nicht

(Berlin) - Das Deutschland-Ticket ist nur bedingt geeignet, die politisch gewünschten Effekte der Verkehrswende zu erzielen. Das zeigt eine neue Studie des „Ariadne-Arbeitspakets Verkehrswende“, die vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) durchgeführt wurde. Hinter dem MCC stehen die Stiftung Mercator und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Nur geringe Effekte nachweisbar
Die Studie zeigt ernüchternde Ergebnisse: Die CO2-Einsparung beträgt lediglich 4,7 % in der Gesamtbilanz. Vor allem seien die Mobilitätskosten gesunken, was den meisten Nutzern wichtig sei. Für die überwiegende Mehrheit der Bürger müsse der öffentliche Verkehr günstiger sein als die Nutzung eines Autos, um dessen Flexibilität und die Komforteinbußen bei der Bahn auszugleichen.

Geringe Verkehrsverlagerung
Das Deutschlandticket zählte zuletzt 13 Millionen Nutzer. Durch das Ticket sei die Zahl der Zugfahrten um 30 Prozent gestiegen, während die Zahl der gefahrenen Autokilometer um 7,6 Prozent gesunken sei. Die Forscher schlussfolgern daraus, dass das Ticket zu einer Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene führt. Der Anteil der Bahn im Modal-Split stieg bei Fahrten ab 30 km Länge jedoch nur von 10 auf 12 %.

Durch die Reduzierung der gefahrenen Autokilometer sank der CO2-Ausstoß um 6,7 Millionen Tonnen. Dies entspricht einer Verringerung der deutschen Verkehrsemissionen um 4,7 %, was die Forscher als großen Erfolg betrachten. Laut MCC-Forscher Nikolas Koch trägt das 49-Euro-Ticket auf jeden Fall dazu bei, das Klimaziel im Verkehrssektor zu erreichen.

Ergebnisse schön gerechnet
Kurz zusammengefasst sieht die Berechnung der Ariadne-Forscher so aus: Wenn der Anteil der Bahn an der Gesamtmobilität steigt und der des Autos sinkt, wird daraus geschlossen, dass Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen. Andere Gründe, wie Fußgänger und Radfahrer, die auf die Bahn umsteigen, werden nicht berücksichtigt, wie die aktuelle wirtschaftliche Lage, durch die es zu weniger Fahrten kommt.

„Die Menschen sind in den untersuchten Zeiträumen nicht mobiler geworden, die Gesamtmobilität hat sich nicht verändert. Die CO2-Einsparung resultiert ausschließlich daraus, dass weniger Autokilometer gefahren wurden, weil Züge teilweise attraktiver geworden sind“, fasst Koch dennoch zusammen.

Deutschland-Ticket für die Verkehrswende zu teuer
Auf einer Sonderkonferenz im September beschlossen die Verkehrsminister von Bund und Ländern, das Deutschlandticket auf 58 Euro zu verteuern. Die Forscher des Ariadne-Pakets halten dies für ein fatales Signal. Der Preisanstieg um neun Euro werde den Klimaeffekt auf etwa 3,1 Millionen Tonnen CO2 jährlich verringern und damit mehr als halbieren. Die Zahl der Zugfahrten werde um etwa 14 Prozent zurückgehen, und die gefahrenen Autokilometer um etwa 3,5 Prozent zunehmen. Demnach müsse das Deutschlandticket, das aktuell noch 49 Euro kostet, günstiger und nicht teurer werden.


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