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29.01.2024 - 19:16 Uhr
Franz Fischer Nr. 8515
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Franz Fischer
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Uneinigkeit über Klima-Nutzen des Deutschlandtickets
(Berlin) - Seit dem 1. Mai 2023 kann in Deutschland mit dem Deutschlandticket bundesweit der öffentliche Nahverkehr genutzt werden. Das Ticket soll „die Attraktivität des ÖPNV deutlich erhöhen, einen Anreiz zum Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn setzen – und somit dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen“, so die Bundesregierung. Über den Nutzen für den Klimaschutz scheiden sich nun die Geister. Den gewünschten Effekt hat es offenbar nicht erreicht.
Die Greenpeace-Expertin Marissa Reiserer beklagte vor kurzem, dass der Klimaeffekt des Deutschlandtickets im ersten Jahr wohl unter 7 Millionen Tonnen CO2 liegen wird. 148 Millionen Tonnen CO2 sollen insgesamt im Jahr 2023 ausgestoßen worden sein. Der Nutzen liegt damit deutlich unter fünf Prozent. Der Berliner Sozialprofessor Andreas Knie ist sich noch unsicher, was das Deutschlandticket in Bezug auf das Klima bringen wird, da der Preis zu hoch sei, um nennenswerte Umstiege zu erwarten. Derzeit kostet das Deutschlandticket 49 Euro im Monat. Er geht deshalb maximal von einem Ersatz von fünf Prozent der Autofahrten durch den ÖPNV aus. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, bezeichnet das Deutschlandticket hingegen als „Klimaticket“, da Busse und Bahnen pro Passagier nur ein Drittel so viel CO2 ausstoßen würden wie Autos. Je nachdem, wie viele Menschen ihr Auto aufgrund des Deutschlandtickets stehen lassen oder sogar abschaffen, könnten Millionen Tonnen CO2 zusätzlich eingespart werden.
Der Verband der Verkehrsunternehmen meldete im Juni 2023, dass seit dem 1. Mai 2023 zwar bis zu elf Millionen Menschen ein Deutschlandticket erworben haben. Den größten Anteil daran haben, mit etwa 46 Prozent, Umsteiger aus bereits bestehenden Abonnements. Ganze 44 Prozent sind Neuabonnentinnen und -abonnenten, die den ÖPNV vorher mit Einzelfahrscheinen oder Zeitkarten ohne Abo genutzt haben. Nur rund acht Prozent sind tatsächlich Neukundinnen und -kunden, die den ÖPNV vorher in der Regel nicht genutzt haben. Wie viele davon vom Auto umgestiegen sind, ist nicht bekannt. Das teilte die Bundesregierung bereits am 27. Juni 2023 mit.