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(Frankfurt) - Die Stimmung ist verzweifelt und verbittert. Das Gütertransportgewerbe ist zur Melkkuh und zum Prügelknaben der Verkehrs- und Umweltpolitik geworden. Immer mehr Fahrerinnen und Fahrer werfen hin, Personal ist kaum zu finden und die Gewinnmarge sinkt ins Bodenlose. Die Ampel-Regierung in Berlin reagiert mit einer massiven Mauterhöhung im Jahr 2024. „Von dieser Mauterhöhung geht keine Lenkungswirkung aus“, sagt Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL).
Ladesäulen für Elektro-Lkw fehlen
Zwar sollen Elektrolastwagen für zwei Jahre von der Maut freigestellt werden. Doch Engelhardt entgegnet: „Kein Fuhrunternehmer kauft sich einen Elektro-Lkw, solange es keine Ladeinfrastruktur gibt.“ Es seien nicht einmal Ladesäulen auf dem eigenen Betriebsgelände möglich, da hierzu der Strom fehle. Auch die Lastwagenhersteller sehen sich aktuell außer Stande mehr als drei- oder vierstellige Zahlen an Elektro-Lastwagen pro Jahr zu liefern – bei einer Erneuerung der Flotte von 800.000 schweren Lkw in Deutschland.
Güterverkehr wird Klimaziele reißen
„Der Verkehrssektor wird in den nächsten drei bis vier Jahren gerade im Güterverkehr die Klimaziele reißen und verfehlen, weil schlichtweg weder das Angebot der Nutzfahrzeugindustrie vorhanden ist noch die nötige Ladeinfrastruktur“, so Engelhardt. Erst Ende dieses Jahrzehnts werde sich dies bessern.
Politisch gewünschte Antriebe funktionieren nicht
Elektrisch betriebene Lkw eigneten sich nicht für den Fernverkehr, so der BGL-Vorstandssprecher. Besser geeignet sei die Brennstoffzelle oder der Verbrennungsmotor. Schlechte Erfahrungen habe es schon mit Biodiesel und Erdgas (LNG) gegeben. Die Kosten seien aus dem Ruder gelaufen und die ursprünglich versprochenen und geleisteten Subventionen seien einkassiert worden. Danach gingen Betriebe in Konkurs.
Ein umweltfreundlicher Betrieb der Lastwagen besteht derzeit aus Sicht des BGL darin, dass 90 Prozent der schweren Lastwagen mit Euro-6-Antrieb unterwegs sind. Mit modernen Fahrzeugen ließen sich auch Verbrauch und Betriebskosten senken.
Transportbranche wird abkassiert
Zur Maut wünscht sich Engelhardt, dass die Gebühr stufenweise erhöht wird oder dass der Erlös wenigstens der Infrastruktur, in Lastwagen-Parkplätzen oder in Raststätten investiert wird. Doch die Ampel-Regierung will die Lkw-Maut im nächsten Jahr mindestens um das Doppelte anheben, um damit die Bahninfrastruktur zu finanzieren. Angelegt werde dies als Instrument zur Förderung von mehr klimafreundlichem Transport.
Nach den gegenwärtigen Plänen, denen zufolge die Einnahmen der verteuerten Lastwagen-Maut – mehr als 30 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren – an die Bahn fließen soll, sähen sich die Fuhrunternehmer nur als Steuereintreiber für den Staat. Zugleich bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Kostenerhöhung weiterzugeben. Die Ertragsmargen der Fuhrunternehmer sind nach Angaben von BGL-Vorstandssprecher Engelhardt mittlerweile so schmal, dass diese nur noch zwischen 0,5 und 3 Prozent des Umsatzes betragen. Deshalb stünden den Transportunternehmen nun unangenehme Preisverhandlungen mit ihren viel größeren und mächtigeren Kunden bevor.
Politische Verlagerungsziele unrealistisch
„Die Verkehrsprognosen, egal welche sie ansehen, gehen davon aus, dass der Lkw mindestens bis zur Jahrhundertmitte die Hauptlast des Güterverkehrs zu tragen hat“, so Engelhardt. Die Bevölkerung habe aber weder Respekt noch Verständnis für den Lkw. „Die Erwartung, dass wir den Lkw nicht brauchen, dass der Lkw-Verkehr auf die Schiene gehöre, all das läuft ins Leere, weil der Lkw-Verkehr das abbildet, was wir alle konsumieren. Der Onlinehandel und die Kleinteiligkeit der Sendungen wird auch nicht abnehmen.“
Politiker wollen erst gar nichts davon wissen: „Was einige Politiker uns glauben machen wollen, dass nennenswerte Teile des Güterverkehrs auf die Bahn verlagert werden können, wird einfach nicht passieren, weil die nötigen Kapazitäten nicht vorhanden sind“, antwortet Engelhardt. „Wegen der weiter wachsenden Nachfrage brauchen wir alle Verkehrsträger, natürlich auch die Bahn, aber eben auch die Lkw.“
Kollaps kommt in den nächsten Jahren
Steuere die Politik nicht schnell um, droht Deutschland in den nächsten Jahren der Kollaps, mit Schlangen vor den Tankstellen, leere Supermarktregale bis hin zu Handgreiflichkeiten um die Produkte. In Deutschland fehlten mindestens 80.000 Lastwagenfahrer, jährlich gingen 30.000 in Rente und nur 15.000 neue Lastwagenführerscheine werden ausgegeben. Ähnlich sei die Not im Ausland, weshalb auch ausländische Billigtransporteure – mit 40 Prozent Marktanteil in Deutschland – nicht mehr ohne Probleme wachsen könnten.
Engelhardt kennt die Probleme: angefangen von fehlenden Parkplätzen bis zu den schwierigen sanitären Verhältnissen. „Viele hören auch auf, denn die haben einfach keine Lust mehr, als die Buhmänner der Nation dargestellt zu werden.“