09.02.2023 - 19:44 Uhr
Franz Fischer
Nr. 8108
361

Gutachten zu Tempolimit offenbar politisch motiviert gefälscht

(Berlin) - Ein generelles Tempolimit soll nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) wesentlich mehr Emissionen einsparen, als das in älteren Studien errechnet wurde. Nun stellte sich heraus: Das Gutachten wurde offenbar politisch motiviert gefälscht, um den Grünen Argumente für ein Tempolimit zu liefern.

Wie der „Focus“ am Mittwoch schreibt, wurde das Gutachten nach Analysen der „Welt“ in mehreren Punkten gefälscht. Die Einsparpotentiale sind nicht nur geschätzt, sondern kommen auch zum Teil durch eine seltsame Datenauswertung zustande. Sogar die Autoren der Studie weisen auf Unsicherheiten hin.

Die „Welt“ deckte folgende Manipulationen auf:

  • Verwendung veralteter Daten
    Die Studie greift auf Datensätze des Navigations-Dienstleisters TomTom zurück, die fast fünf Jahre alt sind.

  • Daten nicht repräsentativ
    Die Daten eines einzelnen bestimmten Navigationsanbieters scheinen nicht repräsentativ zu sein für alle Autos.

  • Nur 15 Prozent Abdeckung
    Die Daten decken nur rund 15 Prozent des Autobahnnetzes ab.

  • Geschwindigkeiten zu hoch angesetzt
    Viele Daten weichen sehr stark von denen anderen Studien ab. Das bezieht sich zum Beispiel auf die angeblich sehr hohe Zahl von Fahrten mit über 180 km/h. Eine Studie des IW Köln ergab nach einer Auswertung von Autobahn-Zählstellen dagegen, dass 77 Prozent aller Autofahrer nicht schneller als die Richtgeschwindigkeit 130 km/h fahren. Gerade einmal rund ein Prozent der Fahrer ist schneller als 160 km/h.

  • Realitätsfremde Annahmen
    Die Studie geht davon aus, dass alle Autofahrerinnen und Autofahrer sich strikt an ein Tempolimit halten. Ebenso wird behauptet, dass ein Tempolimit auf Autobahnen zu einer Verlagerung des Passagieraufkommens auf den ÖPNV führt. Das setze voraus, dass die Verkehrsmittelwahl nach gefahrener Geschwindigkeit erfolgt. Die Studie konzediert außerdem, dass ein Teil der CO2-Einsparungen auf Verlagerung auf langsamere Straßen und damit potentiell kürzere Strecken zurückzuführen sei.

Unter dem Strich ließe sich festhalten, „dass der angeblich fast dreimal so große Effekt im Vergleich zu früheren Tempolimit-Studien vom UBA nur sehr lückenhaft begründet wird. Es lässt sich vermuten, dass die in der Studie selbst gemachten Einschränkungen aber beiseitegeschoben wurden, weil das UBA, als direkt dem Umweltministerium“ von Steffi Lemke (Grüne) „unterstellte Behörde, unbedingt neue Argumente für ein Tempolimit liefern sollte.“


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