05.08.2022 - 23:28 Uhr
Franz Fischer
Nr. 7872
470

Kein Bedarf für breitere Brücken

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(Hochdorf) - Das Regierungspräsidium Tübingen plant ab 2027/28 den Neubau von zwei Großbrücken der Bundesstraße 30 bei Hochdorf. Dazu soll die Bundesstraße mehrere Jahre voll gesperrt und der Verkehr durch die Gemeinden Hochdorf und Ingoldingen umgeleitet werden. Um das zu verhindern gaben die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden nun eine Stellungnahme ab.

Behelfsbrücken statt Umleitung
Hochdorfs Bürgermeister Stefan Jäckle und sein Ingoldinger Kollege Jürgen Schell wollen die zuständigen Beamten im Regierungspräsidium Tübingen davon überzeugen, dass zwei Behelfsbrücken gebaut werden, damit der Verkehr nicht umgeleitet wird. Gleichzeitig werben sie in ihrer Stellungnahme dafür, die neuen Brücken nicht erneut zweispurig zu bauen. „Das wäre total kontraproduktiv, denn mittelfristig soll die B 30 in diesem Streckenabschnitt ja drei- oder sogar vierspurig werden. Wenn die Brücken jetzt aber erneut zweispurig gebaut werden, wird es dort ein Nadelöhr geben und es könnte den Ausbau der Strecke auf Jahrzehnte verhindern“, befürchtet Jäckle.

Bürgerinitiative gegen Umleitung
Sollte das Regierungspräsidium darauf beharren, dass es keine Alternativen zu der Vollsperrung gibt, könnte es sein, dass eine alte Bürgerinitiative aus dem Jahr 1998 wieder ins Leben gerufen wird. Damals wurden die Brücken saniert. Ein Teil der ehemaligen Initiatoren nahm bereits Kontakt zu Bürgermeister Jäckle auf und signalisierte die Bereitschaft notfalls für ihre Rechte zu kämpfen.

Regierungspräsidium sieht keinen Ausbaubedarf
Nach der nahe gelegenen Verkehrsdauerzählstelle bei Oberessendorf lag das Verkehrsaufkommen der B 30 zwischen Oberessendorf und Hochdorf im Jahr 2019 bei rd. 20.000 Fahrzeuge pro Tag, davon etwa 2.000 Lkw. Zu Beginn der Corona-Pandemie ging der Verkehr auf rd. 16.700 Kfz pro Tag zurück, lag in den ersten fünf Monaten im Jahr 2022 trotz anhaltender Corona-Beschränkungen und der beginnenden Energiekrise wieder bei 18.800 Kfz pro Tag.

Von einem B 30-Ausbau hält das Regierungspräsidium trotzdem nichts: „An der B 30 sind nördlich des Abschnittes der beiden zu erneuernden Brücken und zwischen diesen Brücken dreistreifige Abschnitte vorhanden. Der Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen sieht nördlich des Abschnitts im vordringlichen Bedarf einen vierstreifigen Ausbau der B 30 vor. Südlich davon sieht der Plan des Bundes dies nicht vor. Mit Blick auf die bereits vorhandenen dreistreifigen Abschnitte und des geringen verkehrlichen Nutzens, sollen die beiden Ersatzneubauten, wegen der erheblich größeren Aufwendungen für dreistreifige Brücken, mit zwei Fahrstreifen gebaut werden. Überlegungen zu einem weiteren dreistreifigen Ausbau der B 30 in Richtung Süden stehen dem nicht entgegen.“

Die Planung für den weiteren dreistreifigen Ausbau stoppte die Behörde jedoch schon vor Jahren und legte sie zu den Akten. Ein vierstreifiger Ausbau nach dem Bedarfsplan ist ebenfalls nicht in Planung, obwohl die Behörde nach dem Fernstraßenausbaugesetz dazu verpflichtet ist. Nach einer Priorisierung des Landes von 2018 solle die Planung aber ab 2025 beginnen.

Wie wenig die Landesregierung von einem B 30-Ausbau hält, zeigt sich derzeit südlich von Bad Waldsee: Bei Gaisbeuren und Enzisreute  - die letzten echten Ortsdurchfahrten der B 30 zwischen Ulm und Ravensburg - sollte die Planung für Ortsumfahrungen im zweiten Halbjahr 2022 beginnen. Doch bis heute hat sich nichts getan. Gerüchten zufolge wollten die Grünen eine neue Priorisierung. Die Ortsumgehungen sollten endgültig beendet und stattdessen eine Umfahrung des Wurzacher Riedes geschaffen werden. Zuletzt fuhren täglich bis zu rd. 29.000 Fahrzeuge, davon rd. 4.000 Lkw auf der B 30 durch Gaisbeuren und Enzisreute. Das war den Grünen offenbar völlig egal.


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