12.05.2022 - 13:46 Uhr
Franz Fischer
Nr. 7755
286

WMO: Klima wird 2026 zunehmend schädlich

Abbildung

(Genf) -  Die Anzeichen, dass der Klimawandel sich beschleunigt, nehmen zu: Schon eines der nächsten fünf Jahre könnte die Schwelle einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad Celsius überschreiten, warnte am Dienstag die Weltorganisation für Meteorologie (WMO). 2026 werde das Klima zunehmend schädlich.

Global gesehen war 2016 das bisher heißeste Jahr, heißt es in dem Bericht der UN-Organisation. Damals lag die weltweite Durchschnittstemperatur etwa 1,2 Grad über vorindustriellem Niveau. 2021 erreichte dieser Wert 1,1 Grad.

Die Aussichten, die der aktualisierte Klimabericht „Global Annual to Decadal Climate “ bereithält, sind allerdings eher düster. Danach könnte bereits in den kommenden Jahren bis 2026 die globale Durchschnittstemperatur eines Jahres erstmals um mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines der nächsten fünf Jahre die 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimaabkommens erreicht, liege bei 50 Prozent und steige weiter, stellt der Bericht fest.

2015 lag die Wahrscheinlichkeit, dass im Zeitraum von 2022 bis 2026 das 1,5-Grad-Limit erreicht wird, noch bei fast null, so der WMO-Bericht. Noch vor sieben Jahren rechnete kaum ein Klimawissenschaftler ernsthaft damit, dass in diesen fünf Jahren das Paris-Limit schon „gerissen“ wird.

Zudem besteht laut den WMO-Daten eine 93-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass in der Zeit bis 2026 mindestens ein Jahr das wärmste Jahr in der Geschichte wird und das bisherige Spitzenjahr 2016 verdrängt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fünf-Jahres-Schnitt der Jahre 2022 bis 2026 höher ist als der Schnitt der vergangenen fünf Jahre 2017 bis 2021, beträgt den Angaben zufolge ebenfalls 93 Prozent.

Der Bericht zeige, dass die Menschheit dem schärferen Ziel des Paris-Abkommens messbar näher komme, sagte WMO-Chef Petteri Taalas. Die 1,5 Grad seien dabei nicht zufällig gewählt: Sie markierten den Punkt, an dem die Klimawirkungen für die Menschen und den gesamten Planeten zunehmend schädlich werden.

Taalas warnte: „Solange wir weiterhin Treibhausgase ausstoßen, werden die Temperaturen weiter ansteigen. Gleichzeitig werden sich unsere Ozeane weiter erwärmen und versauern, Meereis und Gletscher werden weiter schmelzen, der Meeresspiegel wird weiter steigen und unser Wetter wird extremer werden.“

UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte die nach wie vor zögerliche Klimapolitik scharf. Klimaaktivisten würden manchmal als „gefährliche Radikale“ dargestellt – die wirklich gefährlichen Radikalen seien aber die Staaten, die die Erzeugung fossiler Brennstoffe erhöhen, sagte Guterres.

Für Leon Hermanson vom britischen Wetterdienst Met Office, der den Bericht im Auftrag der WMO erarbeitet hat, bedeutet ein einziges Jahr mit einer Erwärmung von 1,5 Grad noch nicht, dass die symbolische Schwelle von Paris durchbrochen ist. Die Entwicklung zeige aber, dass man immer näher an eine Situation herankomme, in der das 1,5-Grad-Limit für einen längeren Zeitraum überschritten werden könnte.

Zu beachten ist dabei: Bei der jetzigen Erhitzung um 1,1 bis 1,2 Grad im globalen Mittel herrschen über den Landmassen deutlich höhere Temperaturen. „Eine globale Erwärmung von 1,2 Grad bedeutet bei den meisten Landgebieten bereits jetzt zwei oder mehr Grad“, betonte der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf bei den jüngsten Berliner Energietagen.

Dabei sei die aktuelle Hitzewelle in Indien und Pakistan nicht nur besonders heiß, so Rahmstorf, sie halte auch ungewöhnlich lange an. Das sei fatal für die Belastbarkeit des menschlichen Organismus.


  0 Kommentare

Kommentar schreiben

Abbildung
Selbst wenn alle Länder der Erde ihre Klimaziele für 2030 erfüllen, dürfte die durchschnittliche Erderwärmung bis zum Jahr 2100 über 2 Grad betragen. Das ermittelte eine internationale Forschergruppe, die nun mit com...
Abbildung
(China / Australien) - China ist der größte Emittent von Treibhausgasen, Australien hat eine der höchsten CO2-Emissionsraten pro Kopf. Beide Staaten sehen trotzdem keinen Grund ihre Klimapolitik zu verschärfen.Kohl...