29.12.2021 - 22:53 Uhr
Franz Fischer
Nr. 7619
483

Bürgerinnen und Bürger wollen mehr Busse und Bahnen

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(Stuttgart) - Die Verkehrswende findet in der Bevölkerung eine breite Zustimmung. Das geht aus einer neuen Forsa-Umfrage im Auftrag des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg hervor. Die Mehrheit befürworte bessere ÖPNV-Verbindungen und sei bereit dafür eine Abgabe zu bezahlen, so das Ministerium.

Rund drei Viertel der Befragten wären der Umfrage zufolge grundsätzlich dazu bereit, den Aufbau eines flächendeckend guten Angebots von Bus und Bahn mit einem monatlichen Beitrag zu unterstützen, wenn dieser beispielsweise auf eine Monatskarte angerechnet werden kann. 81 Prozent der Befragten sprachen sich für einen Ausbau von Radschnellverbindungen aus.


Zustimmung zu Mobilitätsgarantie und Mobilitätspass
Verkehrsminister Winfried Hermann sagte am Mittwoch in Stuttgart: „Die Verkehrswende findet inzwischen eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Ein Grund mehr, mit vereinten Kräften an der Umsetzung zu arbeiten. Die Umfrageergebnisse können auch als deutliche Zustimmung zu Mobilitätsgarantie und Mobilitätspass gewertet werden. Das hilft uns bei der Umsetzung sehr. In Baden-Württemberg werden wir den ÖPNV auch auf dem Land deutlich ausbauen. Ziel ist eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen bis 2030.“

Acht von zehn Befragten (79 %) wollen demnach, dass Busse und Bahnen landesweit bis Mitternacht mindestens alle 30 Minuten und in der Stadt alle 15 Minuten fahren. Selbst im ländlichen Raum befürworten 70 Prozent eine solche Takterhöhung. Knapp acht von zehn Befragten (77 %) stehen dabei einem Ausbau des ÖPNV-Angebots selbst dann positiv gegenüber, wenn dafür eine Abgabe eingeführt werden sollte. Allerdings sagen 59 Prozent gleichzeitig, dass der Öffentliche Nahverkehr kostenlos sein soll. Je jünger die Befragten sind, desto geringer ist einerseits der Anteil derjenigen, die sich eine solche Abgabe gar nicht vorstellen können. Andererseits sinkt mit dem Alter die Bereitschaft für den ÖPNV zu bezahlen, denn mit abnehmendem Alter nimmt bei den Befragten die Befürwortung eines kostenlosen ÖPNV zu.


Ausbau von Radschnellverbindungen wichtig
Drei weitere Ergebnisse stützen die Bemühungen des Landes, gute Mobilität für alle Menschen zu erreichen:

  1. 82 % der Befragten sind dafür, dass die Ordnungsbehörden konsequenter gegen das Parken auf Gehwegen und an Kreuzungen vorgehen – interessanterweise steigt die Zustimmung im ländlichen Raum auf bis zu 85 %.
     
  2. 81 % der Befragten sind der Meinung, dass Land und Kommunen in Radschnellverbindungen investieren sollten, um Pendlern bessere Umsteigemöglichkeiten auf das Fahrrad zu bieten – im ländlichen Raum sind es 80 %, in Orten mit weniger als 5.000 Einwohner jedoch nur 78 %.
     
  3. 59 % der Befragten würden sich beim nächsten Autokauf für ein Elektroauto entscheiden, sofern der Preis stimmt (61 % der Männer und 57 % der Frauen) – im ländlichen Raum jedoch nur 56 % und in Orten mit weniger als 5.000 Einwohner nur 50 %.


Für die vorliegende Umfrage wurden in Baden-Württemberg zwischen dem 12. Juli und 30. Juli 2021 insgesamt 1.000 Personen ab 16 Jahren vom Forsa-Institut (Berlin) zu ihren Einstellungen zur Verkehrspolitik befragt. Darunter wurden 681 Personen aus städtischen Verdichtungsräumen und 319 Personen aus ländlichen Regionen befragt.
 
 
Sanierung von Straßen vor Neubau
Ähnliche Befragungen wurden in den Jahren 2015, 2017 und 2019 durchgeführt. In der Befragung im Jahr 2021 wurde auf einige Fragen verzichtet und auch die Methodik änderte sich im Laufe der Jahre. Dennoch ist zu einzelnen Fragen eine Veränderung zu erkennen. Das Landesministerium weist insbesondere auf folgende Beispiele hin:

  • 24% sprechen sich für eine Verbesserung der Fahrradwege aus, deutlich mehr als 2019 (15 %).
     
  • 74 % befürworten, dass der Neubau von Straßen hinter der Sanierung bestehender Straßen zurückstehen soll (2019: 70 %). Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass dennoch 59 % angaben, dass mehr Tunnel und Umgehungsstraßen gebaut werden sollen. 77 % wünschen sich eine lebendige und verkehrsberuhigte Ortsmitte, wo sie wohnen.
     
  • Nur noch 45 % der Befragten nehmen Busse und Bahnen als zu voll und zu schmutzig wahr (2019: 59 %). In Städten mit 100.000 bis 500.000 Einwohner werden Busse und Bahnen als besonders voll und schmutzig wahrgenommen (50 %); auf dem Land in Orten mit bis zu 5.000 Einwohnern sind es nur 39 %.

 

Daneben ist hervorzuheben

  • Nur noch 11 % der Befragten ist eine Vernetzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel wichtig (2019: 15%; 2017: 28 %).
     
  • In ein besseres Bus- und Bahnangebot würden nur noch 28 % in ihrer Gemeinde investieren (2019: 41 %).
     
  • 10 % wollen fußgängerfreundliche Orte (2019: 7 %).

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