29.12.2020 - 19:09 Uhr
Franz Fischer
Nr. 7187
539

Land stellt Lärmschutzvision vor

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(Stuttgart) - Die meisten lärmgeplagten Menschen in Baden-Württemberg könnten durch den flächendeckenden Einsatz von Flüsterasphalt und Lärmschutzwände sowie durch innerörtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen wirkungsvoll geschützt werden. Dies zeigt eine vom Landesverkehrsministerium und der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Auftrag gegebene Studie. Zwei Drittel der heute von Lärm mit nächtlichen Pegeln über 55 dB(A) betroffene Menschen könnte geholfen werden. Die Zahl der Betroffenen mit gesundheitsgefährdenden Pegeln über 60 dB(A) würde gar um 90 Prozent sinken.

Verkehrsminister Winfried Hermann: „Schallschluckende Straßenbeläge, Lärmschutzwände und Tempolimits in den Städten und Gemeinden können einen riesigen Beitrag zum Gesundheitsschutz der Anwohner leisten. Auch beim Verkehrslärm ist eine Vision Zero, bei der in Zukunft niemand mehr unter gesundheitsgefährdendem Lärm zu leiden hat, keine Utopie. Deshalb müssen Bund, Land und Kommunen ihre Anstrengungen für einen besseren Lärmschutz verstärken. Außerdem müssen die bundesweit geltenden Grenzwerte dringend gesenkt werden.“

Hauptverursacher der Lärmbelastung in Deutschland ist der Straßenverkehr. In Baden-Württemberg sind an Hauptverkehrsstraßen außerhalb der Ballungsräume mehr als 100.000 Menschen von Lärm mit Pegeln über 55 Dezibel in der Nacht betroffen. Die Untersuchung zeigt, dass ohne bereits erzielte Lärmschutzerfolge etwa 35.000 Menschen zusätzlich belastet wären und dass es gelingen kann, gesundheitskritische Lärmbelastungen für die Anwohner zu großen Teilen zu vermeiden.

Die Untersuchung des Fachbüros Lärmkontor basiert auf der Lärmkartierung 2017 der Hauptverkehrsstraßen durch die LUBW. Gegenstand der Untersuchung war die Frage, wie laut es ohne die heute bereits umgesetzten Maßnahmen an den Straßen wäre. Die zweite Fragestellung war, wie viel leiser es in Zukunft werden kann.

Ohne die heute schon bestehenden Maßnahmen läge die Zahl der Betroffenen mit nächtlichen Pegeln über 55 dB(A) landesweit um etwa ein Drittel höher. Rund 35.000 Menschen mehr hätten unter unruhigem Schlaf und erhöhtem Krankheitsrisiko zu leiden. Von sehr hohen gesundheitsgefährdenden Lärmpegeln über 60 dB(A) nachts wären fast 40 Prozent mehr Menschen betroffen. Diese Menschen hätten ein deutlich höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arterienverkalkung und Herzkrankheiten bis hin zum Herzinfarkt.

Das zweite Szenario wirft einen Blick in die Zukunft. Es geht davon aus, dass überall dort, wo Menschen von hohen Straßenlärmpegeln betroffen sind, Maßnahmen ergriffen werden. Konkret wurde die Wirkung lärmmindernder Fahrbahnbeläge und in den Innerortsbereichen Tempo 30 berechnet. Als Auslösewert für diese Maßnahmen wurde eine vorhandene Lärmbelastung von 55 dB(A) nachts angesetzt. Bei solchen Lärmpegeln können in Baden-Württemberg sogenannte Lärmsanierungsmaßnahmen erfolgen, also z. B. lärmmindernde Straßenbeläge eingebaut oder Geschwindigkeitsbeschränkungen angeordnet werden.

Im konkreten Einzelfall können verkehrsrechtliche, bautechnische oder finanzielle Gründe gegen eine kurzfristige oder auch generelle Umsetzung der im Modell untersuchten Maßnahmen sprechen.


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